BVV-Antrag
19.04.2022
Als bündnisgrüne Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf setzen wir uns gemeinsam mit unseren Partnern in der Zählgemeinschaft aus SPD und FDP für eine sozial gerechte, nachhaltige und lebenswerte Stadtteilpolitik ein. Viele unserer Anträge entstehen aus konkreten Bedarfen im Kiez – so auch dieser:
Das Bezirksamt wird ersucht, die Steglitzer Treitschkestraße umzubenennen.
Im Ausschuss für Bildung und Kultur soll die Debatte mit der Öffentlichkeit durch geeignete Veranstaltungen geführt und die Anwohnenden aktiv beteiligt werden. Nach Beschluss soll binnen eines Jahres der Ausschuss einen Vorschlag zur Benennung vorlegen. Im Zuge der Umbenennung sind den Anwohnenden unbürokratisch, kostenfrei und zeitnah sämtliche persönliche Dokumente neu auszustellen.
Begründung:
Es ist einer Stadt wie Berlin unwürdig, noch im Jahre 2022 eine historisch stark kritisierte Figur wie Heinrich von Treitschke mit einer eigenen Straße zu ehren. Diese besondere Würdigung kommt hier einem Historiker zugute, den der spätere Nobelpreisträger Theodor Mommsen schon zu Lebzeiten zu Recht als „Vater des modernen Antisemitismus“ bezeichnete. Steglitz-Zehlendorf ist der letzte Ort in Deutschland, der noch eine Straße nach Treitschke benennt. Bekannt ist Treitschke u.a. durch den Satz "Die Juden sind unser Unglück", welcher im NS dem nationalsozialistischen Propagandablatt "Der Stürmer" als Parole diente. Seine antisemitischen Aussagen wurden schon zu seinen Lebzeiten stark kritisiert und lösten den Berliner Antisemitismusstreit aus.
Foto: Fridolin Freudenfett / Wikimedia Commons / CC BY-SA 4.0